Über die 3 Säulen der Altersvorsorge – und warum Du mit Säule 4 starten solltest
In diesem Artikel geht es um die 3 Säulen der Altersvorsorge.
Altersvorsorge ist ein kompliziertes Thema. Daher schrecken auch viele Leute davor zurück oder treffen teilweise unüberlegte Entscheidungen.
Wer für sein Alter vorsorgen möchte, steht vor einem vielfältigen und unübersichtlichen Angebot an Möglichkeiten. Das Altersvorsorgessystem in Deutschland ist historisch gewachsen und hat im Laufe der Jahre verschiedene Veränderungen erfahren.
In diesem Artikel erfährst Du, welche Möglichkeiten es gibt und wie diese in das System der drei Säulen einzuordnen sind. Und warum ich mit der (inoffiziellen) “Säule 4” anfangen würde.
Für Arbeitnehmer, die in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert sind, gibt es z.B.:
- die „Riester-Rente“, die in sechs Varianten angeboten wird,
- die „Entgeltumwandlung“ im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge, für die es fünf Durchführungswege gibt,
- die „Rürup-Rente“, die in drei Varianten gewählt werden kann (sie ist primär für Selbstständige gedacht, aber auch für Arbeitnehmer möglich).
Alle diese Produkte werden auf unterschiedliche Weise vom Staat begünstigt. Der Sparer erhält staatliche Zulagen, oder er kann die Besteuerung der Erträge in die Zukunft verlagern (in der Hoffnung, dass für ihn dann ein niedrigerer Steuersatz gilt). Oder er kann von beiden Effekten gleichzeitig profitieren. Aber für was entscheidet man sich sinnvollerweise?
Das System der drei Säulen bietet eine erste Orientierung im Altersvorsorge-Dschungel
Über die Besonderheiten von Riester, Rürup und betrieblicher Altersvorsorge sowie deren Vor- und Nachteile habe ich schon in anderen Artikeln geschrieben.
Heute geht es mir darum, diese Vorsorgevarianten in ein Gesamtbild einzuordnen, um eine bessere Orientierung zu ermöglichen.
Das System der Altersvorsorge in der Bundesrepublik Deutschland setzt sich aus drei unterschiedlichen Säulen zusammen:
- Basisvorsorge (insb. gesetzliche Rentenversicherung)
- Geförderte Zusatzvorsorge
- Private, ungeförderte Zusatzvorsorge
Die erste Säule der Altersvorsorge
Die erste Säule umfasst die Vorsorgelösungen, die im Rentenalter die Basisversorgung darstellen sollen. Dazu gehört die gesetzliche Rentenversicherung für Angestellte und pflichtversicherte Selbstständige.
Neben der gesetzlichen Rente für Arbeitnehmer zählen zu dieser Säule auch die Alterssicherung der Landwirte, die Beamtenversorgung sowie die berufsständischen Versorgungswerke für freie Berufe (z.B. Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten, Steuerberater, Apotheker). Auch die Rürup-Rente wird dieser Säule zugerechnet, da sie für Selbstständige als lebenslange “Leibrente” quasi das Pendant zur gesetzlichen Rente für Angestellte darstellt.
Die erste Säule stellt häufig den größten Teil der späteren Rentenzahlungen dar, wird aber – insb. für die Altersgruppe der „Millenials“ – aufgrund des sinkenden Rentenniveaus immer weniger ausreichen, um den finanziellen Bedarf im Alter zu decken. Daher ist diese auch nur als Grundversorgung zu verstehen, die durch weitere Vorsorgemaßnahmen ergänzt werden muss.
Die zweite Säule der Altersvorsorge
Zur zweiten Säule gehören geförderte Vorsorgeverträge. Insbesondere werden die staatlich geförderte Riester-Rente und die betriebliche Altersvorsorge dieser Säule zugeordnet. Die Riester-Rente wird einerseits durch staatliche Zulagen, andererseits durch die steuerliche Absetzbarkeit der Vorsorgebeiträge gefördert.
Bei der betrieblichen Altersvorsorge besteht die Förderung darin, dass Beiträge in der Einzahlungsphase von Steuer und Sozialabgaben befreit sind. Dein Arbeitgeber entscheidet über die Durchführungsvariante und eine mögliche Bezuschussung. Die häufigste Variante ist die Direktversicherung. Um vielen Bürgern die Nutzung dieses Systems zu ermöglichen, hat der Gesetzgeber einen Rechtsanspruch auf die betriebliche Altersversorgung eingeführt. Bestimmte Produkte werden gefördert. Ein Arbeitgeber muss seinen Angestellten eine betriebliche Altersversorgung anbieten, ist aber nicht verpflichtet, diese anteilig oder vollständig zu übernehmen.
Die dritte Säule der Altersvorsorge
Die dritte Säule besteht aus verschiedenen Varianten der privaten Vermögensbildung, die nicht besonders gefördert werden. Typischerweise zählen hierzu (klassische oder fondsgebundene) Lebensversicherungen oder private Rentenversicherungen. Diese Produkte halte ich generell für nicht empfehlenswert. Sie sind teuer (Vermittlungsprovision und Bestandskosten), unflexibel, intransparent und renditearm.
Weiterhin zählen hierzu Fondssparpläne (in aktiv gemanagte Investmentfonds). Diese sind vom Grundsatz her nicht verkehrt, aber häufig teuer und weisen meist eine unterdurchschnittliche Rendite auf (im Vergleich zu einem Referenzindex).
Wie finde ich den besten Weg durch den Altersvorsorge-Dschungel?
Die Zuordnung zu den drei klassischen Säulen ermöglicht eine erste Orientierung und eine Einordnung der verschiedenen Vorsorgevarianten in ein Gesamtsystem. Bevor Du Dich für ein Produkt entscheidest, solltest Du Dich ausführlich über die Bedingungen und Besonderheiten der jeweiligen Produkte informieren. Mein Blog bietet Dir hierbei eine erste Hilfestellung.
Dass ich viele dieser Produkte für die „Generation Y“ mit ihren häufig wechselhaften Erwerbsbiografien als nicht oder nur eingeschränkt empfehlenswert betrachte, habe ich in den oben verlinkten Artikeln (zu Riester, Rürup und betrieblicher Altersvorsorge) ausführlich dargestellt.
Meine Hauptkritikpunkte sind zusammenfassend: Hohe Kosten, geringe zu erwartende Rendite, lange Vertragslaufzeiten, geringe Flexibilität und mangelnde Transparenz.
Wichtig ist, dass Du Deine Altersvorsorge gesamthaft planst und an Deinen individuellen Zielen, Plänen und Wünschen ausrichtest. Nimm Dir Zeit mit der Entscheidung insb. für die Produkte mit langer Vertragsbindung, um keine teuren Fehler zu begehen.
Neben den drei offiziellen Säulen gibt es auch flexiblere Möglichkeiten, Geld für Dein Alter anzusparen. Eine aus meiner Sicht empfehlenswerte Variante hierfür ist ein ETF-Sparplan, mit dem Du in börsengehandelte (Aktien-)Indexfonds investieren kannst. Nennen wir diese Variante doch einfach inoffiziell „Säule 4“.
Prinzipiell ließe sich diese Vorsorgeform auch der dritten Säule zuordnen. Da sie aber von den meisten Bank”beratern” und Versicherungs-/Finanzmaklern verschwiegen wird (da es für diese daran kaum etwas zu verdienen gibt), mache ich daraus eine eigene Säule. Auch, um dem Thema die erhöhte Aufmerksamkeit zu verleihen, die es meiner Meinung nach im Kontext der Altersvorsorge verdient.
Meine Empfehlung: Starte mit Säule 4
Die gesetzlichen Rentensysteme aus Säule 1 stellen zunehmend lediglich eine Grundversorgung im Alter dar. Die zweite und dritte Säule der Altersvorsorge wurden im Laufe der Zeit mit neuen Produktangeboten ausgebaut, um die Schwäche der ersten Säule auszugleichen.
Allerdings sind die Angebote der zweiten und dritten Säule häufig kompliziert, unflexibel und teuer. Hinzu kommt oft eine langfristige Vertragsbindung über mehrere Jahrzehnte Aus diesem Grund halte ich sie als Ergänzung zur Basisvorsorge nur für bedingt geeignet.
Welche Vorsorge die richtige für Dich ist, hängt auch davon ab, ob Du angestellt oder selbständig bist, ob Du eine staatliche / steuerliche Förderung nutzen möchtest und wieviel Zeit Dir bis zum geplanten Renteneintritt bleibt.
Sparplan mit Exchange Traded Funds
Also was tun? Am meisten richtig und am wenigsten falsch machst Du im Bereich der Vermögensbildung und Altersvorsorge meiner Meinung nach mit einem Sparplan in börsengehandelte Indexfonds / „Exchange Traded Funds“ (ETF). Hierfür solltest Du einen oder mehrere ETFs wählen, die viele Aktien aus unterschiedlichen Ländern und Branchen beinhalten. Du bewegst Dich damit in der die drei Säulen nochmal ergänzenden (inoffiziellen) Säule 4, die das Potenzial hat, zur tragenden Säule Deiner Altersvorsorge zu werden.
Wichtig ist, dass Du einen langfristigen Anlagehorizont hast, um zwischenzeitliche Kursschwankungen „aussitzen“ zu können. Darüber hinaus musst Du in der Lage sein, derartige Schwankungen auch auszuhalten, ohne Dich unwohl zu fühlen. Je nach Deiner persönlichen „Risikotoleranz“ solltest Du den Aktienanteil variieren. Je risikobereiter Du bist, desto höher kann Dein Aktienanteil liegen.
Weitere Bausteine aus den drei anderen Säulen kannst Du – nach ausführlicher Prüfung und Berücksichtigung Deiner Lebensumstände sowie steuerlichen Überlegungen – dann immer noch ergänzen. Hüte Dich jedoch vor dem vorschnellen Abschluss langfristiger, unflexibler Verträge, für die Du hohe Provisionen zahlen musst und deren Abschluss Du später evtl. bereust.
In jedem Fall solltest Du möglichst früh mit Deinen ergänzenden Altersvorsorge-Aktivitäten starten, um finanzielle Engpässe im Ruhestand zu vermeiden. Sich auf die gesetzliche Rente allein zu verlassen, wäre fahrlässig.
Und noch ein abschließendes Wort zu den 3 Säulen – und zu Säule 4
Was genau den 3 Säulen (zumindest Säule 2 und Säule 3) zugeordnet wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die meiner Wahrnehmung “klassische” und am meisten verbreitete Variante ist: Erste Säule = gesetzliche Altersvorsorge, zweite Säule = betriebliche Altersvorsorge, dritte Säule = private Altersvorsorge. Mir gefällt die von Finanztip gewählten Variante am besten, und daher habe ich mich auch an dieser orientiert. Die Säule 4 ist hier ergänzend hinzugefügt, um für diesen Artikel die Anlageform “ETF-Sparplan” hervorzuheben und ihr die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie aus meiner Sicht für die Altersvorsorge verdient.
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