Wie du mit dem Mehrkonten-Modelll deine Finanzen organisierst
Wie bringe ich Ordnung in meine Finanzen? Wie kann ich am besten meine privaten Finanzen organisieren? Und wie behalte ich meine Ausgaben im Blick? Mit einem Mehrkontenmodell!
Die persönlichen Finanzen zu planen und den Überblick über die Finanzen zu behalten, ist gar nicht so einfach.
Wie du deine Finanzen nach einem erprobten Modell in den Griff bekommen und deine Zahlungsströme kontrollieren kannst, davon handelt dieser Artikel.
Ich lese gerade ein interessantes Buch über das Thema „Money Mindset“ / Beziehung zum Geld: „More than Money”* von Andreas Enrico Brell.
Der Autor ist Geldexperte, war früher als Finanzmakler tätig und ist – nachdem er sich selbst erfolgreich aus einem riesigen Schuldenberg herausgearbeitet hat – mittlerweile erfolgreicher Finanzcoach.
Wenn Geld dein Problem ist, dann ist Geld nicht dein Problem
Sein Credo lautet: Wenn Geld dein Problem ist, dann ist Geld nicht dein Problem. Was er damit meint? Aus eigener Erfahrung und in seinen zahlreichen Gesprächen mit Kunden und Coachees hat er festgestellt: Egal wie hoch das Einkommen ist: Wir müssen unsere Finanzen in den Griff bekommen. Und zwar unabhängig von der Höhe des Einkommens.
Häufig ist es aber genau anders herum: Die Menschen haben nicht ihre Finanzen im Griff, sondern die Finanzen haben die Menschen im Griff. Geldnöte, Geldängste und Beziehungsprobleme sind die häufige Folge.
Viele Menschen haben sich das eigene Hamsterrad gebaut. Das Leben besteht nur noch aus Rennen und Funktionieren. Der Grund dafür ist das ständige Steigen von Ansprüchen („Lifestyle Inflation“): Die fatale Tendenz, die Ausgaben sofort den steigenden Einnahmen (z.B. bei einer Gehaltserhöhung) anzupassen. Oder noch schlimmer: Schon heute das Gehalt von morgen und übermorgen auszugeben, das noch gar nicht verdient ist.
Mehr Geld und mehr Konsum sind aber nicht die Antworten darauf, wie wir glücklich werden. Im Buch beschreibt der Autor seinen individuellen Weg zu mehr Lebensqualität, erhöhter Gelassenheit und zu einer ganzheitlichen Erfüllung im Leben.
Auf den Aspekt Money Mindset, der in dem Buch eine große Rolle spielt, werde ich hier nicht näher eingehen. Wer sich mehr mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem kann ich die Lektüre dieses Buches* aber wirklich empfehlen.
Wo geht eigentlich mein Geld hin?
In einer Welt schier unendlicher Angebote und allgegenwärtiger Werbebotschaften ist es gar nicht so einfach, Klarheit über das eigene Konsumverhalten zu erlangen – und dieses im Griff zu haben.
Wie hoch sind eigentlich meine monatlichen Ausgaben? Wohin fließt mein Geld, und in welcher Höhe? Die Allerwenigstens können diese Fragen genau beantworten. Sie haben den Überblick über ihre Finanzen verloren.
Auch wenn ich mich schon immer verhältnismäßig intensiv mit meinen Finanzen auseinandergesetzt habe, finde auch ich das gar nicht so einfach.
Mein Gehalt wird zur Monatsmitte überwiesen. Die Abbuchungen für Miete, Telefon, Internet, Versicherungen, Fitnessstudio etc. sind aber über den ganzen Monat verteilt. Hier ein ETF-Sparplan, da eine noch zu begleichende Rechnung, dort die Abbuchung einer Versicherung – es ist gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten, wieviel Geld (unter Berücksichtigung noch folgender Abbuchungen) eigentlich für den Monat noch verfügbar ist. Das gilt sowohl für das Thema Konsum als auch für die Sparaktivitäten zum Vermögensaufbau und für die Altersvorsorge.
Die Konsequenz: Wir verlieren den Überblick, rutschen in den Dispo, und dadurch werden die privaten Finanzen zur Belastung.
Überblick über die Finanzen verschaffen
Aber das muss nicht sein. Über verschiedene Wege, seine Finanzen in den Griff zu bekommen, habe ich schon einmal geschrieben.
Heute möchte ich auf das Kontenmodell von Andreas Brell eingehen, über das ich gerade in seinem Buch gelesen habe. Ich halte dieses Mehrkontenmodell für sehr hilfreich, um die persönlichen Finanzen zu strukturieren.
Voraussetzung für geordnete Finanzen ist zunächst einmal, Transparenz über die (einmaligen und laufenden) Ausgaben zu erlangen und zu behalten.
Hierfür finde ich es sehr hilfreich, ein Haushaltsbuch zu führen. Dies kannst du natürlich auch mit einem Notizbuch oder in einer Excel-Tabelle tun. Ich selbst nutze dazu eine App auf meinem Smartphone. Dies hat den Vorteil, dass ich das Smartphone meistens bei mir habe und getätigte Ausgaben sofort erfassen kann.
So behältst du immer den Überblick, wieviel deines monatlichen Budgets noch verfügbar ist (unter Berücksichtigung der später im Monat noch folgenden Abbuchungen).
Damit ist es aber noch nicht getan. Die meisten von uns verdrängen gerne, dass es durchaus ein bisschen Arbeit ist, sich mit seinen Finanzen auseinanderzusetzen. Sich das Geld richtig einzuteilen. Für die monatlichen Ausgaben ein Haushaltsbudget zu planen. Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten und „auszubalancieren“.
Zudem haben die meisten Leute ja den Ehrgeiz, nicht das gesamte Gehalt auszugeben, sondern auch etwas für die Erreichung ihrer kurz-, mittel- und langfristigen Sparziele zu tun.
Mit einem Mehrkontenmodell die Finanzen organisieren
Wenn alle Einnahmen und Ausgaben über das gleiche Konto laufen, ist es aus meiner Sicht quasi unmöglich, den Überblick über die monatlichen Ausgaben zu behalten und gleichzeitig noch seine Sparziele erfolgreich umzusetzen.
Für eine geordnete Struktur der Finanzen und einen besseren Überblick hilft es, die Zahlungsströme – je nach Zweck – auf verschiedene Konten aufzuteilen.
Ob das ein 3-Konten-Modell (Lebenshaltung, Sparen und Spaß), ein 6-Kontenmodell oder ein 7-Konten-Modell ist, ist aus meiner Sicht zweitrangig. Je ausgefeilter die Finanzplanung, desto hilfreicher ist eine Differenzierung der Konten.
Jetzt aber zum Kontenmodell von Andreas Brell, das eine große Hilfe dabei sein kann, die privaten Finanzen zu ordnen und das Geld richtig einzuteilen.
Mit dem 7-Konten-Modell das Geld richtig einteilen
Ein erprobtes Geldrezept hätte er sich auch gewünscht in der Zeit, als er vor seinem riesigen Schuldenberg stand, schreibt Andreas Brell. Um das Geld nach seinen unterschiedlichen Zwecken aufzuteilen und daraus einen Nutzen zu ziehen, muss man aber nicht erst kurz vor der Insolvenz stehen.
Es reicht schon, es satt zu haben, ständig seinen finanziellen Verpflichtungen hinterherzulaufen. Wer darauf keine Lust mehr hat, dem wird dieses Geldrezept bei der persönlichen Finanzplanung eine große Hilfestellung sein.
Andreas Brell schlägt vor, das Geld auf 7 Konten aufzuteilen. Jedes Konto hat einen eigenen Zweck. Die Aufteilung des Geldes auf die verschiedenen Konten sollte direkt nach dem Gehaltseingang erfolgen, bevor es für andere Zwecke “verbraten” werden kann.
Jedes Konto hat in diesem Geldkonzept auch einen eigenen Namen, um zu dem Konto einen persönlichen Bezug zu entwickeln. Dies macht den Sparprozess emotionaler und damit häufig auch erfolgreicher. Die Namen der Konten lauten:
- Mein Safe
- Mein Cash
- Mein Leben
- Für mich
- Für Wissen
- Für Andere
- Für Wünsche.
Auf den Zweck der einzelnen Konten und die empfohlene, monatliche Sparrate je Konto gehe ich nachfolgend ein.
Konto #1 „Mein Safe“
Der Safe ist ein eigenes Konto in Form eines separaten Girokontos oder ein Tagesgeldkonto.
Die empfohlene monatliche Einzahlung auf dieses Konto beträgt 5% des Nettoeinkommens.
Der Zweck des Kontos ist, Geld zunächst beiseite zu legen und dann zu investieren, um hierdurch zusätzliche Einkünfte in der Zukunft aufzubauen.
Konto #2 „Mein Cash“
Auf diesem Konto wird eine Reserve aufgebaut, die bei unerwarteten Ausgaben sofort liquide zur Verfügung steht. Eine kaputte Waschmaschine oder eine Autoreparatur dürfen das Leben nicht aus der Bahn werfen.
Die empfohlene monatlichen Einzahlung auf dieses Konto beträgt 5% des Nettoeinkommens.
Wie hoch die Reserve werden soll, kann und muss jeder für sich entscheiden. Die Empfehlung lautet: Mindestens drei Monatsgehälter. Ohne liquide, sofort verfügbare Mittel kommst du in die Verlegenheit, dich aus anderen Lebensbereichen zu bedienen oder einen Kredit, ggf. mit teuren Dispozinsen, in Anspruch zu nehmen.
Konto #3 „Mein Leben“
Dieses Konto ist das Hauptkonto für alle alltäglichen Aufwendungen zur Lebensführung.
Die empfohlene monatliche Einzahlung auf dieses Konto beträgt 60% des Nettoeinkommens. Folgende Bereiche werden hierunter zusammengefasst: Wohnen (30% des monatlichen Nettoeinkommens), Essen und Trinken (15%), Versicherungen (10%) und Mobilität, also Auto und/oder Bahn (5%).
Die Prozentzahlen dienen zur Orientierung und sind hilfreich, um das Ausgabenverhalten auf den Prüfstand zu stellen.
Konto #4 „Für mich“
Dieses Konto ist nur für dich und deine persönliche Freude bestimmt: Freizeitgestaltung, Fitnessstudio, Essen gehen, ein Konzertbesuch oder Shopping – alles, was dir Freude bereitet und den Alltag verschönert.
Empfohlene Höhe der monatlichen Einzahlung: 10% des Nettoeinkommens.
Konto #5 „Für Wissen“
Weiterbildung und persönliches Wachstum sind wichtig. Und genau dafür ist dieses Konto bestimmt: Für Bücher, Seminare oder einen Online-Kurs – alle Dinge, die unserer persönlichen Weiterentwicklung dienen.
Hier empfiehlt der Autor eine monatliche Einzahlung in Höhe von 5% des Nettoeinkommens.
Konto #6 „Für Andere“
Der Zweck dieses Kontos ist, einen Teil des Geldes für andere Menschen (Kinder, Angehörige, Menschen in Not) oder für einen sonstigen guten Zweck zu verwenden, der dir am Herzen liegt (z.B. Umweltschutz oder Tierschutz).
Die empfohlene monatlichen Einzahlung auf dieses Kontos beträgt 5% des Nettoeinkommens.
Konto #7 „Für Wünsche“
Dieses Konto ist vorgesehen für größere, persönliche Wünsche, die sich nicht aus dem monatlichen Budget finanzieren lassen: Eine Fernreise, ein neues Sofa oder das neue iPhone.
Das Konto dient gleichzeitig der Vorfreude auf Dinge, die du dir zukünftig leisten kannst – aber eben noch nicht heute. Wenn du dieses Konto nicht hast, besteht die Gefahr, dass du für solche Wünsche einen Kredit aufnehmen musst und dich dadurch von einer Bank abhängig machst.
Empfohlene Höhe der monatlichen Einzahlung: 10% des Nettoeinkommens.
Wenn du noch Schulden hast
Vielleicht vermisst du bei dieser Aufzählung Kredite, Darlehen oder den Dispo bei der Bank. Sofern noch Schulden vorhanden sind, empfiehlt der Autor, 50% des Safe Kontos dafür zu verwenden, die Schulden abzubezahlen (also 5% des Nettoenkommens).
Andreas Brells Devise lautet: Nicht alle Sparaktivitäten ausschließlich zum Schuldenabbau nutzen. Denn sonst hast du zwar irgendwann keine Schulden mehr, aber eben auch sonst nichts.
Bestehende Schulden abzubauen und neue Schulden zu vermeiden, ist meiner Meinung nach oberste Priorität bei der Finanzplanung.
Im Endeffekt hängt der für dich richtige Weg aber davon ab, womit du dich wohler fühlst: Zuerst deine Schulden komplett loszuwerden, oder parallel zum Schuldenabbau bereits deine Sparaktivitäten zu starten.
Was die Priorität bei der Schuldentilgung angeht, so ist es ratsam, zunächst die Hochzins-Kredite zurück zu zahlen, insbesondere einen in Anspruch genommenen Dispositionskredit.
Es kann hierbei durchaus Sinn machen, einen Dispositionskredit mit einem günstigeren Ratenkredit abzulösen. Denn die Zinsen eines Ratenkredites sind eigentlich immer günstiger als die Zinsen des Dispositionskredites. Außerdem geschieht die Rückführung geordnet in monatlichen Raten. Und in der Regel kannst du auch Sonderzahlungen leisten, wenn du neben den Kreditraten noch Geld zur Tilgung übrig hast.
Die 7 Konten im Überblick – und wie ich sie umgesetzt habe
Soweit die Theorie.
Beim Lesen des Buches habe ich mein eigenes finanzielles „Setup“ mal mit dem 7-Konten-Modell verglichen. Und dabei festgestellt, dass meine Aufteilung schon recht stark in diese Richtung geht.
1) Mein Safe: Von meinem Gehaltskonto bespare ich direkt nach dem Gehaltseingang meine ETF-Sparpläne bei Consors*. Mein Anbietervergleich marktführender Online Broker hilft dir bei der Auswahl des für dich geeigneten Angebots.
2) Mein Cash: Für den “Notgroschen” (also die Reserve für unvorhergesehene Ausgaben) nutze ich ein Tagesgeldkonto*.
3) Mein Leben: Als Haushaltskonto nutzen wir das kostenlose Girokonto der ING*.
4) Für mich: Als Spaßkonto für die Dinge, die mir Freude bereiten, habe ich ein eigenes, ebenfalls kostenloses Girokonto bei der comdirect*.
5) Für Wissen: Für die Ausgaben zu meiner persönlichen Weiterentwicklung nutze ich ebenfalls das Konto bei der comdirect*, das habe ich nicht nochmal separiert.
6) Für Andere: Hierfür habe ich bislang kein eigenes Konto.
7) Für Wünsche: Da wir sehr gerne reisen und das natürlich auch ins Geld geht, habe ich hierfür noch ein weiteres Konto. Und zwar bei der DKB*: Denn hier gibt es kostenlos ein Girokonto mit Kreditkarte, mit der du weltweit kostenlos bezahlen und Geld an Automaten abheben kannst. Für den Reisezweck ist das natürlich optimal.
Ich hatte übrigens auch lange Zeit keine systematische Aufteilung meiner Finanzströme auf unterschiedliche, zweckgebundene Konten.
Ich mache das nun aber schon seit einigen Jahren. Ich empfinde diese Aufteilung als extrem hilfreich, um meine Finanzen besser zu ordnen und meine Sparziele besser zu verfolgen und zu erreichen.
Fazit: Das Mehrkontenmodell bringt Ordnung in die Finanzen
Hilfreich an einem Mehrkontenmodell ist, dass man damit endlich einen guten Überblick über seine Finanzen bekommt. Die Finanzen zu ordnen, Ausgaben im Blick zu behalten und zielgerichtet sein Geld aufzuteilen, empfinde ich als sehr befreiend.
Das Schöne an dem Modell von Andreas Brell ist, dass du (unabhängig vom Gehalt) immer einfach die Prozentsätze anwenden kannst.
Die genannten Prozentwerte sind meiner Meinung nach sehr gute Richtwerte für die Orientierung. Nach deinen individuellen Bedürfnissen kannst du die Prozentwerte natürlich auch anpassen. Beim Sparen für Vermögensaufbau und Altersvorsorge (Konto “Mein Safe”) darf es nach meinem Geschmack auch mehr sein als die empfohlenen 10%.
Jetzt kennst du alle Elemente, um dieses Geldkonzept als positiven Booster für dein ganzes Leben einzusetzen. Ob du das Konzept 1:1 umsetzt oder nur Teile davon, ist natürlich deine ganz persönliche Entscheidung. Das wichtigste aus meiner Sicht ist, sich überhaupt aktiv mit dem Thema „Finanzen“ auseinanderzusetzen.
Das 7-Konten-Modell ist aus meiner Sicht eine tolle Hilfestellung, um besser mit dem Geld klarzukommen und es zielgerichtet für unterschiedliche Zwecke aufzuteilen.
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