In Gold investieren – ein Muss für jeden Anleger?
In Gold investieren – für viele Anleger gilt Gold als geeigneter Krisenschutz in unsicheren Zeiten. Doch ist das wirklich eine gute Idee? Und wenn ja: Wieviel Gold sollte man besitzen?
Ob Donald Trumps Atomkonflikt mit Nordkorea, der Handelsstreit mit China oder die wachsenden Schuldenberge durch eine exzessive Notenbankpolitik: In unsicheren Zeiten suchen Anleger Währungseinheiten, die unabhängig vom massenhaft gedruckten Papiergeld der Notenbanken sind.
Gold gilt als Stabilitätsanker. Aber woher kommt das eigentlich? Und wodurch wird der Goldpreis beeinflusst?
In Gold investieren: 10 Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen
Ganz allgemein wird der Goldpreis – wie der Preis jedes anderen Gutes auch – durch Angebot und Nachfrage bestimmt.
Aber welche Faktoren bestimmen denn im Falle von Gold Angebot und Nachfrage?
In seiner Ausgabe 39/2017 beschrieb das Magazin Focus Money zehn Faktoren, die Auswirkung auf den Goldpreis haben:
#1 Das Chartbild: Wie bei anderen Geldanlagen auch analysieren viele Investoren die Kursverläufe, um das Kauf- oder Verkaufsniveau zu bestimmen. Diese „charttechnischen“ Daten werden verwendet, um die zukünftige Preisentwicklung zu prognostizieren.
#2 Krisen und geopolitische Risiken: Ein Atomkonflikt zwischen den USA und Nordkorea, ungelöste Krisen wie zwischen der Ukraine und Russland oder ein Wiederaufflammen der Eurokrise wirken preistreibend für Gold. So erreichte der Goldpreis seinen bisherigen Höchststand von rund 1900 US Dollar auf dem Höhepunkt der Eurokrise 2011.
#3 Inflation: Eine steigende Inflation führt häufig zu einem steigenden Goldpreis, da Gold als wirksames Wertaufbewahrungsmittel gilt.
#4 Der US-Dollar: Gold notiert in US-Dollar und verhält sich zu diesem wie eine Währung. Tendenziell gilt: Sinkt der Dollar, steigt der Goldpreis (und umgekehrt).
#5 Das Zinsniveau: Die Höhe der Zinsen hat in der Regel Auswirkungen auf den Goldpreis. Da Gold keine Zinsen abwirft, sind steigende Zinsen tendenziell schlecht für den Goldpreis.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Goldpreis
#6 Die Förderkosten: Die Förderkosten, also die Produktionsaufwendungen für die Förderung von Gold sowie Kosten für Lizenzen und Vertrieb, stellen (zumindest langfristig) die Untergrenze für den Unzenpreis dar.
#7 Die Nachfrage aus Schwellenländern: In Schwellenländern wie China, Indien und einigen arabischen Staaten ist Gold oft die einzige Altersvorsorge und das Hochzeitsgeschenk der Wahl. Deshalb beeinflusst die Nachfrage von dort die Preise.
#8 Die Nachfrage von Investoren: Als Messlatte für die wichtigen Käufe von Profianlegern gilt der Bestand des größten physisch gedeckten Goldfonds der Welt, des SPDR Gold Trust aus den USA. Zur Nachfrage des Branchenprimus kommen Käufe weiterer internationaler Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities) sowie von Zertifikaten und Anleihen, die physisch durch Gold gedeckt sind (z.B. das beliebte deutsche Xetra-Gold).
#9 Die Nachfrage durch Notenbanken: Seit der Finanzkrise 2008 legten die weltweiten Goldreserven der Notenbanken stetig zu.
#10 Die Saisonalität: Viele Assetklassen weisen saisonal sich wiederholende Kursverläufe auf. Bei Aktien ist z.B. in den Monaten August bis September häufig eine Kursschwäche zu beobachten. Der Goldpreis legt (gemäß einer Untersuchung über den Zeitraum von 1971 bis 2016) zwischen September und Dezember durchschnittlich am meisten zu.
Gold – das Fieberthermometer unseres Finanzsystems
Ein häufiger Einwand gegenüber der Geldanlage in Gold ist, dass es keine Zinsen abwirft. Aber Goldkäufer haben in der Regel andere Motive als einen Zinsertrag.
In Krisenzeiten suchen viele Menschen nach einem Rettungsanker. Und dieser ist nicht das Papiergeld, sondern seit Jahrtausenden das Edelmetall Gold.
Dieser Umstand macht Gold potenziell zu einem Feind des Papiergeldes. Manch ein Kritiker von Notenbanken und Finanzministern vermutet gar, dass diese gezielt versuchen würden, eine Anlage in Gold zu diskreditieren.
Befürworter von Gold sehen das Edelmetall als Sachwert bei hoher Staatsverschuldung, Inflation und Krisen.
Gold ist gewissermaßen das Fieberthermometer unseres Finanzsystems. Je höher der Goldpreis steigt, desto größer ist der Vertrauensverlust in das Papiergeld.
Eigentlich müsste der Goldpreis in unserem heutigen Umfeld gigantischer Staatsschulden durch die Decke gehen. Bisher ist dies aber nicht der Fall, während Aktien und Immobilienpreise in den letzten Jahren stark gestiegen sind.
In Gold investieren: Argumente für eine Goldanlage
Argumente für eine Goldanlage sind zusammenfassend
- Die weltweit hohe Staatsverschuldung: Die Frage ist, wann sich diese Sintflut an Schulden entlädt. Und dann ist es als Anleger besser, reale Sachwerte zu besitzen als Schuldtitel.
- Gold ist ein jahrtausendelang bewährtes Wertaufbewahrungsmittel, gerade in Krisensituationen.
- Der Kampf ums Bargeld: Nicht wenige Politiker und Zentralbanker möchten den Bargeldverkehr stark eindämmen oder sogar komplett abschaffen. Dann könnten sie auf Konten umfassend Minuszinsen durchsetzen. Gold bietet zwar keine Zinsen, aber eben auch keine Minuszinsen.
- Der immer noch verhältnismäßig moderate Goldpreis: Dieser ist mit aktuell ca. 1300 USD je Feinunze (31,103g) ein gutes Stück entfernt vom Allzeit-Höchststand im September 2011 (1920 USD).
In Gold investieren: Das sind die Optionen
Es existieren verschiedene Möglichkeiten, in Gold zu investieren. Die wichtigsten sind meiner Meinung nach die folgenden.
- Physisches Gold: Hierunter versteht man den Kauf von Münzen und Barren. Es ist darauf zu achten, international bekannte Münzen (z.B. Krügerrand, Maple Leaf, American Eagle) zu kaufen. Weiterhin sollte auf eine geeignete Stückelung geachtet werden. Es gilt, die „goldene Mitte“ zu finden. Große Goldbarren sind nicht nur schwer zu transportieren, sondern im Falle einer Krise auch nicht liquide. Anderseits ist bei kleiner Stückelung der Aufpreis auch höher. Ein guter Kompromiss können sog. Tafelbarren sein. Hierbei handelt es sich um Goldplatten, bei denen z.B. eine Goldplatte von 50 Gramm in 50 1-Gramm-Barren aufgeteilt ist. Die 1-Gramm Barren können einzeln herausgelöst werden,und der Aufpreis ist geringer als bei einzelnen 1-Gramm-Barren.Gewinne aus physischem Gold sind nach einer einjährigen Spekulationsfrist steuerfrei. Allerdings ist zu beachten, dass auch Kosten für die physische Lagerung anfallen (je nach Menge und Präferenz für ein Bankschließfach oder einen eigenen Tresor).
- Xetra-Gold: Xetra-Gold ist ein sog. Exchange Traded Commodity (ETC), das Ende Dezember 2007 von der Deutsche Börse Commodities GmbH auf den Markt gebracht wurde. Es hat sich mittlerweile als Anlageform für Gold etabliert. Als Anleger partizipierst Du eins zu eins an der Entwicklung des Goldpreises, ohne Gold selbst physisch lagern zu müssen. Die (eigenen) Kosten für die Goldlagerung entfallen somit. Als Xetra-Gold Käufer hast Du die Möglichkeit, Dir das Gold physisch ausliefern zu lassen. Steuerlich wird Xetra-Gold wie physisches Gold behandelt: Kursgewinne sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Zu beachten ist, dass Kursverluste die Gewinne schmälern können, da Gold in US Dollar notiert. Xetra-Gold gehört mittlerweile zu den beliebtesten Gold-Anlageprodukten in Europa.
- ETF auf den NYSE ARCA Goldbug Index: Eines der am meisten beachteten Börsenbarometer für internationale Goldaktien ist der NYSE Arca Goldbug Index. Er enthält Aktien von Minenbetreibern. Und zwar nur solche, die das geförderte Gold nicht vorab zu festen Preisen über einen Terminkontrakt verkaufen. Insofern sind diese Aktien ein besonders sensibler Gradmesser für die Entwicklung am Gradmesser, da sie auf Absicherungsgeschäfte verzichten.
- Aktiv gemanagte Minenfonds: Im Gegensatz zu passiven Gold-ETFs schichtet ein Fondsmanager die Aktien von Minenbetreibern in seinem Fonds (bei Bedarf) regelmäßig um. Manche Anleger sehen dies, gerade bei den recht volatilen Minenwerten, als Vorteil an. Ein bekanntes Beispiel ist der BGF World Mining Fund. Allerdings fallen hier, wie immer bei aktiv gemanagten Fonds, höhere Gebühren an. Das Fondsmanagement will ja schließlich bezahlt werden.
Brauche ich Gold in meinem Depot?
Ob Gold ins Depot gehört, ist keine einfach zu beantwortende Frage.
Gold hatte in den 118 Jahren von 1900 bis 2017 einen inflationsbereinigte Rendite von 0,6% p.a. (in US Dollar), ohne Berücksichtigung von Kosten und Steuern (Quelle: Souverän investieren für Einsteiger* von Gerd Kommer). Im Zeitraum von 1975 bis 2017 sah es mit 1,2% p.a. nicht viel besser aus.
Berücksichtigt man nicht nur die Rendite, sondern auch das Risiko, schaut es noch schlechter aus. Gold wies in den o.g. 43 Jahren ein höheres Risiko als Aktien auf, bei weniger als einem Sechstel der Rendite.
Positiv war lediglich, dass Gold in diesem Zeitraum eine sehr niedrige Korrelation zum Weltaktienmarkt hatte.
Ein grundlegender Nachteil von Gold ist, dass es keine laufenden Erträge erzeugt wie z.B. Aktien, Anleihen oder Immobilien. Weiterhin hat Gold, anders als andere Rohstoffe, keinen industriellen / gewerblichen Nutzen.
Ein Vorteil von physischem Gold ist noch, dass in Deutschland nach einer Halteperiode von 12 Monaten Kursgewinne im Privatvermögen steuerfrei sind.
Weiterhin gilt: Im Falle von Extremszenarien wie einem Krieg in Westeuropa, einem Weltkrieg oder dem Zusammenbruch der EU / Eurozone könnte Gold eine attraktive Asset-Klasse sein.
Gold – eine schlecht rentierliche Anlageklasse?
Gerd Kommer kommt zu dem Fazit, dass das Gold als schlecht rentierliche Anlageklasse mit einem unattraktiven Risiko-Rendite-Profil Gold als Portfoliobeimischung eher für unnötig hält. Zumal er die o.g. Extremszenarien für zu unwahrscheinlich hält.
Für diejenigen, die anderer Meinung sind, empfiehlt er einen Goldanteil im Portfolio von maximal 5 – 10 %.
Ähnlich sieht es auch Deutschlands wohl erfahrenster Anlage-Experte Gottfried Heller:
„Angesichts der Vielzahl der weltweiten Probleme und der verbreiteten Unsicherheit hätte Gold eigentlich viel stärker steigen müssen. Es hat sich aber kaum bewegt. Denn Gold profitiert zwar von Pestilenz und Cholera, braucht aber auch etwas Inflation, die sich derzeit aber in Grenzen hält. Ich betrachte Gold immer als totes Metall und bin selber nicht in Gold investiert. Gold ist riskant.
Aber so als letzte Art von Sicherheit, wenn alles zugrunde geht, könnten ein paar Goldmünzen für den einen oder anderen so eine ähnliche Wirkung haben wie ein Aspirin im Nachtkästchen. Ich würde aber nie in großem Stil in Gold investieren. Metall bringt nicht nur keine Rendite, sondern verursacht auch noch Lagerkosten. Als Langfristanlage in größerem Stil taugt es überhaupt nicht, es taugt höchstens als letzte Reserve, wenn alles den Bach runtergeht.“
Als Langfristanlage in größerem Stil taugt Gold nicht, es taugt höchstens als letzte Reserve, wenn alles den Bach runtergeht. (Gottfried Heller)
In Gold investieren: Mein Fazit
Allerdings gilt auch: Dem Gold vertrauen Menschen seit tausenden von Jahren.
Als Wertspeicher ist es tief in den Köpfen vieler Menschen verankert. Im alten Rom bekam man für eine Unze Gold eine Toga mit Purpurstreifen. Und heute kann man sich für den Gegenwert einer Unze einen qualitativ hochwertigen (Designer-)Anzug leisten.
Gold als beigemischter Sachwert im Portfolio kann aus meiner persönlichen Sicht in einem geringen Maß (ca. 5% im Portfolio) nicht schaden. Ganz allgemein halte ich in Zeiten gigantischer Staatsverschuldung das Investieren in Sachwerte für sinnvoll: Aktien, Grundstücke, Immobilien und Rohstoffe. Und zu den Rohstoffen gehört eben auch Gold.
Gold lässt sich somit als Versicherungsprämie gegen große, fundamentale Krisen betrachten.
Zudem besteht die Chance auf deutlich höhere Goldpreise und entsprechende Kursgewinne.
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